Diese erstaunliche Aussage stammt von Goethe! Tatsächlich hat er sich mehr als 40 Jahre mit dem Studium der Farberscheinungen beschäftigt, mit dem Prisma gearbeitet, Farbkreise entwickelt und in heftiger Polemik gegen Newton die Ergebnisse seiner Forschungen in seinem geschlossensten und umfangreichsten, aber auch problematischsten naturwissenschaftlichen Werk zusammengetragen. Bei den Wissenschaftlern seiner Zeit stieß dieses auf Häme und erbitterte Ablehnung; sie folgten den Auffassungen des Physikers Newton über die Natur der Farben, Goethe dagegen beschrieb die Farben aus der Sicht des Physiologen.
Sein eigentliches Problem war die Frage nach der Wirkung der Farbe auf den Menschen, nach der lebendigen Beziehung zwischen dem menschlichen Auge und dem Licht. Welche Bewertung die Farbenlehre Goethes heute erfährt, untersucht der Berliner Wissenschaftler Prof. Dr. Bodo Hamprecht in seinem Vortrag vor der Goethe- Gesellschaft. Er formuliert sein Anliegen so: "Goethes Farbenlehre zu verreißen, ist leicht, zu entdecken, was den Herrn Geheimrat an der zu seiner Zeit schon 100-jährigen Lehre Newtons so ungeheuer missfallen hat, ist dagegen nicht so einfach. Doch in den von Mephisto gebahnten Wegen des Dr. Faust können wir manchen Hinweis finden, worum es Goethe gegangen sein mochte, sei es in der Wissenschaft im Allgemeinen oder der Farbenlehre im Besonderen. Wir werden ein wenig mit Licht und 'Finsternis' experimentieren und zu ergründen versuchen, wie wir jenem hohen Ziel, der Vereinigung mit der Helena, etwas näher kommen können."

Wir danken Herrn Prof. Hamprecht für seinen interessanten und auch kurzweiligen Vortrag!

Wolfgang Werner